Was ist Brustkrebs?

Brustkrebs wird in der medizinischen Sprache Mammakarzinom (Mamma = Brustdrüse, Karzinom = bösartige Neubildung = Krebs) genannt. Er ist eine Krebsart, die von den Zellen der Brustdrüse ausgeht. Da diese aus unterschiedlichen Zellarten besteht, gibt es verschiedene Formen des Brustkrebses. Sie unterscheiden sich aber in ihrem biologischen Verhalten, den Diagnosemöglichkeiten und Therapieformen nur unwesentlich voneinander, so dass nachfolgend nur von Brustkrebs bzw. Mammakarzinom die Rede sein wird.

Epidemiologie

Mit zuletzt rund 69.000 Neu­erkrankungen jährlich ist Brust­krebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau, zusätzlich wird bei mehr als 6.000 Frauen jährlich ein in situ-Tumor diagnos­tiziert. Etwa 1 Prozent aller Neu­erkrankungen betrifft Männer.

Auf Basis der aktuellen Inzidenz­raten erkrankt etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brust­krebs. Fast drei von zehn betroffenen Frauen sind bei Diagnose­stellung jünger als 55 Jahre alt. Neu­erkrankungs- und Sterbe­raten liegen in den neuen Bundes­ländern nach wie vor niedriger als in den alten Ländern, nur für Frauen bis 55 Jahren haben sich die Raten inzwischen weit­gehend an­geglichen.

Quelle RKI/ZFKD

Anatomische Grundlagen

Die Brust befindet sich auf dem großen Brustmuskel (Musculus pectoralis, kurz: Pectoralis) und wird rein anatomisch in vier Bereiche, auch Quadranten genannt, unterteilt. Das Innere der weiblichen Brust (Mamma, Plural Mammae) besteht aus dem Drüsenkörper, der die Milchdrüsen sowie Binde- und Fettgewebe enthält.

Nach außen öffnet sich die Brust über die Milchgänge in die Brustwarze (Mamille), die von einem mehr oder weniger ausgeprägten Vorhof umgeben ist. In den Vorhof wiederum münden Duftdrüsen, die einem Säugling über den vertrauten Duft den Weg an die Brust der Mutter weisen. Außerdem finden sich auf dem Vorhof Talgdrüsen, die dieses Hautareal geschmeidig halten.

Der in der Schwangerschaft und Stillzeit Milch bildende Drüsenkörper besteht aus 15 bis 25 einzelnen Drüsen, die in stabilisierendes Bindegewebe eingebettet sind. Die Milchdrüsen haben ein verästeltes Gangsystem zum Transport der Milch, das in einen Milchgang mündet.
Von den Drüsenläppchen (Lobuli) gehen kleine Lymphgefäße ab, die wie ein feines Netz miteinander verbunden sind. Die Lymphe fließt von dort in verschiedene Lymphknoten. Ein Abflussweg führt zu den Lymphknoten in der Achselhöhle. Nicht nur der größte Teil der Lymphe fließt über diesen Weg ab, sondern auch Tumorzellen, die aus der Brustdrüse stammen. Über das Lymphsystem können diese dann weitertransportiert werden und in den ganzen Körper gelangen.

Rolle der Hormone

Die Geschlechtshormone Gestagen und Östrogen sind nicht nur am Menstruationszyklus beteiligt. Sie beeinflussen auch die Entwicklung der Brust und ihre Funktion. Die Zellen der Brustdrüsen haben so genannte Hormonrezeptoren, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip funktionieren.

Wenn Östrogene oder Gestagene in die Struktur der Rezeptoren an der Zelloberfläche passen, schließen sie die Zelle im übertragenen Sinne auf und entfalten ihre Wirkung. Eine spürbare Wirkung ist zum Beispiel das Ziehen in der Brust durch die Wirkung des Gestagens in der zweiten Zyklushälfte.

Östrogene können auch das Wachstum eines Mammakarzinoms fördern, denn: Auf den Tumorzellen können sich ebenfalls Hormonrezeptoren befinden, die das vom Körper gebildete Östrogen wie eine Empfängerstation annehmen. Unter Östrogeneinfluss können sich die Krebszellen schneller teilen und vermehren, der Tumor wächst schneller.

Risikofaktoren

Auch wenn immer mehr jüngere Frauen an Brustkrebs erkranken: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Regelmäßige Krebsvorsorge sollte deshalb auch lange nach den Wechseljahren absolutes Muss für jede Frau sein.

Nur fünf bis zehn Prozent aller Frauen mit Brustkrebs haben eine eindeutig nachgewiesene genetische Veränderung (z.B. Defekt der Gene BRCA-1 und BRCA-2) und damit ein deutlich erhöhtes Risiko zur Entwicklung von Brust- und/oder Eierstockkrebs. Ist eine Häufung von Brustkrebs in der engeren Familie bekannt, kann eine humangenetische Beratung Aufschluss über das persönliche Risiko geben.

Eine frühe erste Menstruation, eine späte Menopause, keine Schwangerschaft oder eine erste Schwangerschaft nach dem 35. Lebensjahr erhöhen in geringem Maße das Brustkrebs-Risiko. Bestimmte zystische Veränderungen des Brustdrüsengewebes (Mastopathie) können sich zu einem Brustkrebs entwickeln.

Die Rolle von Hormonpräparaten zur Empfängnisverhütung ist nicht eindeutig geklärt. Auch die Frage, ob eine Hormoneinnahme zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden oder Osteoporose die Entstehung von Brustkrebs fördern kann, ist wissenschaftlich noch nicht endgültig bewiesen. Eine Analyse von 51 Studien mit insgesamt mehr als 52.000 Brustkrebspatientinnen hat jedoch ergeben, dass die kurzzeitige Einnahme über weniger als fünf Jahre kein erhöhtes Brustkrebs-Risiko bedeutet. Allerdings stieg das Risiko bei Frauen, die über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren Hormone einnahmen, um 35 Prozent.

Außerdem gibt es Lebensstil-Faktoren wie Ernährungsgewohnheiten oder Alkoholkonsum, die zum Entstehen eines Mammakarzinoms beitragen können. Deutliches Übergewicht nach der Menopause zählt zu den Risikofaktoren.

Diagnose

Medizinische Grundlagen

Krebszellen sind nicht gleich Krebszellen, sie haben je nach Art verschiedene Eigenschaften. Es ist wichtig, diese Eigenschaften möglichst genau zu kennen und damit viel über die Art des Tumors und der Erkrankung zu wissen, denn daraus leitet sich die am besten geeignete Therapie ab.

Tumoren, die lediglich auf die Oberfläche (Epithelschicht) der Milchgänge oder der Drüsenläppchen begrenzt sind und deren Basalmembran noch nicht durchbrochen haben, werden als Carcinoma in situ bezeichnet und sind als Anfangsstadium eines infiltrierenden Karzinoms anzusehen (präinvasives Karzinom). Tumoren, welche die Basalmembran durchbrochen haben, breiten sich in tiefere Schichten, wie das Fettgewebe, aus und werden als invasives Karzinom bezeichnet.

Mit Hilfe verschiedener Klassifizierungssysteme können wichtige Daten zu einer Tumorerkrankung kurz zusammengefasst werden, so dass sich jeder an der Behandlung beteiligte Arzt schnell ein klares Bild von den Befunden machen kann.

Zu diesen Systemen gehört das weit verbreitete TNM-System:

  1. T (Tumor) gibt dabei die vermutete Tumorgröße an.
  2. N (Nodus = Lymphknoten) steht für die Anzahl befallener Lymphknoten in der entsprechenden Region.
  3. M (Metastasen) bezeichnet das Vorhandensein von Tochtergeschwülsten.

So bedeutet die Diagnose T1N0M0: Tumorgröße unter zwei Zentimeter, kein Lymphknotenbefall, keine Metastasen.

Mit einer Gradeinteilung, dem Grading, wird definiert, wie sehr diese Zellen entartet und damit bösartig sind. Ein Gewebe mit dem Grad I ist dem gesunden Gewebe noch sehr ähnlich, bei Grad III trifft das nicht mehr zu. Das Staging bezeichnet den Grad der Ausbreitung eines Tumors und wird mit P1 bis P4 angegeben – P1 ist die am geringsten ausgeprägte Ausbreitung.

Zwei verschiedene Arten von Rezeptoren sind ebenfalls wichtig bei der Klassifikation eines Mammakarzinoms. So wird untersucht, ob die Krebszellen Hormonrezeptoren für Östrogen, Gestagen oder beide haben. Außerdem wird der Tumor auf HER2-Rezeptoren untersucht (Humaner Epidermaler Wachstums-Rezeptor-Faktor Nr.2). Wachstumsfaktoren können diesen Rezeptoren das Signal zum Wachstum geben. Sind viele dieser Rezeptoren im Tumor vorhanden, wächst der Tumor oft schnell.

Wichtig ist auch ein funktionierendes Abwehrsystem:
Die Zellen des Immunsystems haben die Fähigkeit, Zellen, die zu Krebszellen entartet sind, zu erkennen und sofort auszusortieren, bevor sie gefährlich werden können. Mit Hilfe eines komplexen Systems werden diese Zellen von einer bestimmten Sorte weißer Blutkörperchen (Leukozyten) erkannt und beseitigt.
Bei einer starken Beeinträchtigung des Immunsystems kann diese lebenswichtige Auslese ausfallen. Tumorzellen bekommen dann die Chance, sich zu vermehren und sich nicht nur in einem Organ, sondern als Tochtergeschwülste (Metastasen) im ganzen Körper auszubreiten.

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